Variationen zum Thema – eine Polemik

 

Schwuppdiwupp ist der März vorbei.

Der Gegenwert von 50 Euro wurde des öfteren "verbraten", doch nicht dokumentiert.

Was tun? Zeit ist Geld, also setze ich mich an den Rechner und schreibe, quasi bezahlt über den Stoff, der vielen morgens, mittags (aber lieber nicht abends) Arbeit und Kreativität manchmal erst ermöglicht und lange Sitzungen erträglich macht:

 

Im Januar 2014, als ich zum clubtreffen in Halle (Saale) war, suchte ich meine Lieblings-Kaffeerösterei in Leipzig auf. Zum ungefähren Gesamtwert von 50 Euro erstand ich dort

1 Tasse Kaffee (äthiopischer, Sorte vergessen)

1 Leipziger Lerche

1 Säckchen Leipziger Kieselsteine (als Mitbringsel für die Kollegen in Zürich)

500 g äthiopischen Kaffee der Sorte Yirgachefe, grob gemahlen

1 Karlsbader Filter für eine Tasse

 

Letzterer Posten freute mich ganz besonders. Der Karlsbader Filter besteht rein aus Porzellan, dadurch wird der Geschmack des Kaffeees nicht verfälscht. Allerdings braucht man recht viel Kaffee, er muß sehr grob gemahlen werden und man hat etwas Krümel und recht viel Satz in der Tasse. Wahrscheinlich geriet die Zubereitung mit diesem Filter deswegen etwas in Vergessenheit. Genauso wie das Mahlen von Hand, das für feines Pulver wie für Espresso-Kännchen nötig zugegebenermaßen auch recht mühsam ist.

Wie sowieso lange Zeit Kaffee als Genuss in Deutschland etwas seltsam interpretiert wurde (Stichwort: Jacobs Krönung). Man denke nur an Automatenkaffee, elektrische Filtermaschinen, Kaffeepads oder Kapseln! Um Marianne Sägebrecht zu zitieren: "This is not coffee, this is brown water!" Wenn man in München, der angeblich nördlichsten Stadt Italiens, einen caffè bestellt, bekommt man – Filterkaffee. Single Malt Whiskey aus dem Sherry-Fass, Dajeeling FGTOP, kein Thema; reiner Arabica? Lange Zeit schwierig zu bekommen (vielleicht im Kolonialwarenladen Schwarzenbach im Niederdorf in Zürich) oder schlicht kein Thema. Zum Glück bessert sich die Lage, denn das Leben ist auch zu kurz, um schlechten Kaffee zu trinken!

Um das kulturelle Niveau etwas zu heben, hier noch den Text eines Kanons von Carl Gottlieb Hering, den der/die ein oder andere vielleicht noch aus Grundschulzeiten kennt:

 

C-a-f-f-e-e, trink nicht so viel Kaffee!

Nichts für Kinder ist der Türkentrank,

schwächt die Nerven, macht dich blass und krank.

Sei doch kein Muselman,

der ihn nicht lassen kann!

 

Unbeaufsichtigte Kinder bekommen in manchen Cafés übrigens einen doppelten Espresso und einen Hundewelpen...

Gibt es Hoffnung in der einen Richtung, Kaffeetrinken wieder als Genuss zu zelebrieren (hier der obligatorische Seitenhieb auf Latte Macchiato und Apple-Laptops in Berliner Cafés, oder ist das schon wieder out?), so kann ich nur hoffen, daß der aktuelle Gesundheits- und Entsagungs-Zeitgeist nicht auch den Kaffee ergreift. Dann lieber schnell noch ein Tässchen.

Was sich im Laufe eines Kaffeetrinkerinnenlebens so ansammelt:
French Press, Karlsbader Filter, Espressokanne, Filterhalter (von einem Flohmarkt in Wien), Handmühle, Kaffeedose aus Wien (wie unschwer zu erkenen), französische Kaffeeschale. Und ein Wasserkocher hinten links.